Das Leitungsteam des MGH bildete sich in Berlin weiter
Haßfurter Tagblatt – 31. Oktober 2014 – Sabine Meißner
![berlin2014_1 Haßfurter Haus findet bundesweit Beachtung - Mehrgenerationenhaus](https://www.mehrgenerationenhaus-hassfurt.de/img/fwp/berlin2014_1.jpg)
Für Gudrun Greger (Mitte), ihre Stellvertreterin Simone Geruschke (links) sowie Lisa Geyer, „die Neue“ im MGH-Team, standen zwei Tage Weiterbildung in Berlin auf dem Programm der Woche. Für Sightseeing in der Bundeshauptstadt ließ das straffe Programm keinen Raum, so dass die drei aus den Haßbergen sich mit einem Blick aus dem Fenster begnügten.
(Foto: Sabine Meißner)
Seit sechs Jahren ist das Mehrgenerationenhaus (MGH) ein Anziehungspunkt für „Jung und Alt“ in der Kreisstadt. Die Landkreiseinrichtung unter der Trägerschaft des BRK Haßberge hat sich als zentraler Ort für ein Miteinander der Generationen etabliert. Sie bietet Raum für vielfältige Aktivitäten, ermöglicht ein Miteinander von Alt und Jung aller Schichten der Bevölkerung und schafft damit einen Mehrwert in der Kommune.
Um dieses Plus an Lebensqualität ging es bei zwei Werkstatt-Tagen in der Bundeshauptstadt, zu denen das DRK-Generalsekretariat eingeladen hatte. Das dreiköpfige Team der hauptamtlich im MGH Tätigen, Chefin Gudrun Greger, Stellvertreterin Simone Geruschke sowie Lisa Geyer, die seit April die Außenstelle in Ebern betreut, nahmen an der Weiterbildungsveranstaltung teil.
Das Haßfurter MGH gehört bundesweit zu den Häusern, die wegen besonders innovativer Programme überregional Beachtung finden. So konnte Greger ihren Koordinatoren-Kollegen berichten, dass sich bereits zum dritten Mal ein Expertenteam aus Berlin und Hamburg im MGH Haßfurt umgeschaut hat, um verallgemeinerungswürdige Erfahrungen wissenschaftlich aufzubereiten und für andere MGH zugänglich zu machen. Die „Forschungsgruppe Arbeitssoziologie und Technikgestaltung“ (FGAT) befasst sich inhaltlich mit Schulleben, Kindern und deren Entwicklung und interessiert sich insbesondere für das Projekt „Stark für Erfolg“. Die Haßfurter Variante, die Familien auf dem Bildungsweg begleitet, wurde in ihrer einzigartigen Durchführung maßgeblich von Kinderarzt Dr. Arman Behdjati-Lindner kreiert, wird von ihm ehrenamtlich betreut und von seiner Ehefrau, der Lehrerin Anja Lindner, realisiert. Während eines bundesweiten Praxisworkshops war Anja Lindner beauftragt, das Haßfurter Projekt „Begleitung von Kindern und Eltern zum Schuleintritt“ vorzustellen. Im Gegenzug war das Forschungsteam in den Haßbergkreis gekommen, besichtigte unter anderem die Produktionsschule des BRK und nahm einen Termin beim Jugendamt des Landkreises wahr.
![L. Geyer, G. Greger, S. Geruschke, O. Trisch (v.l.) L. Geyer, G. Greger, S. Geruschke, O. Trisch (v.l.). Foto: Sabine Meißner](https://www.mehrgenerationenhaus-hassfurt.de/img/fwp/berlin2014_2.jpg)
MGH-Chefin Gudrun Greger (2. von links), Lisa Geyer (links) und Simone Geruschke im fachlichen Pausengespräch mit dem Wissenschaftler Oliver Trisch, der zum Thema „Der Anti-Bias-Ansatz – Von Antidiskriminierung zu Diversität und Inklusion“ promovierte und im Rahmen der Weiterbildung einen Workshop leitete.
(Foto: Sabine Meißner)
Der anerkannte Erfolg ihrer Arbeit hielt die drei Haßfurterinnen nicht davon ab, zum Erfahrungsaustausch nach Berlin zu reisen, wo die Schwerpunkte „Alter und Pflege, Integration und Bildung, Haushaltsnahe Dienstleistungen und Freiwilligenengagement für die Standortkommune“ auf dem Programm standen.
Da im MGH alles auf dem Prinzip „Geben und Nehmen“ unter Beteiligung vieler Ehrenamtlicher passiert, ist Koordination das A und O. Trotz unschätzbarer freiwilliger Beteiligung werden finanzielle Mittel benötigt. Das MGH Haßfurt erhält je 50 000 Euro von der Kommune, vom Landkreis und von der Trägereinrichtung BRK sowie 30 000 Euro vom Bund. Greger berichtete, dass sie regelmäßig den Mandatsträgern von Kreis- und Landtag die Ergebnisse ihrer Tätigkeit mit Zahlen belegen müsse und dazu beispielsweise seit zwei Jahren „Ehrenamtsstunden“ zählen lasse. Der Aufwand sei gerechtfertigt, da ohne verlässliches finanzielles Fundament die Existenz des MGH in Frage gestellt wäre.
„Viele kleine Dinge des Lebens für einen äußerst verschiedenartigen Personenkreis machen den Mehrwert des MGH aus“, sagte ein Vertreter aus Herford in Nordrhein-Westfalen. In Haßfurt sind das unter anderem Angebote für Familien mit Kindern sowie für Senioren, Sprachkurse für Migranten, Beratungen für Menschen, die pflegebedürftig sind oder demente Angehörige haben, aber auch diverse Leistungen, die auf Kooperationen mit Unternehmen, behördlichen und sozialen Einrichtungen beruhen. Häufig übe das MGH eine Art Lotsenfunktion aus und sei gleichzeitig Drehscheibe. „Wir bieten einen bunten Strauß an Leistungen, machen Generationenpolitik und tragen unseren Teil dazu bei, dass Menschen sich in der Kommune wohlfühlen“, betonte Greger. Die Weiterbildung wirke auf ihre Arbeit und trage zur Qualität des MGH bei. „Ich fühle mich bestärkt in der Herangehensweise“, erklärte die MGH-Chefin, „offen und respektvoll zu jedem zu sein, Empathie zu leben, keinerlei Vorbehalte zu haben und dabei zu werten, wie viel Zeit für mein Gegenüber zur Verfügung steht.“ Ein gut ausgebildetes, professionelles Team ermögliche Menschen aller Schichten Teilhabe, erklärte Greger. Aber manchmal gelte es, Grenzen aufzuzeigen, etwa wenn das MGH von anderen Einrichtungen „als Sozialfeuerwehr“ angesehen werde. Auch dabei werde die Weiterbildung helfen.