Online-Magazin HERZKAMMER-Bayern berichtet:

Mehrgenerationenhaus in Haßfurt
Miteinander und füreinander

08.05.2024 – Ju­lia Tavio

Be­richt von Ju­lia Ta­vio, Re­fe­ren­tin der Öf­fent­lich­keits­ar­beit der CSU-Frak­ti­on im Baye­ri­schen Land­tag, in der Zen­tral­aus­ga­be Nr. 16 des On­line-Ma­ga­zins HERZ­KAM­MER-Bay­ern (www.herzkammer-bayern.de) – (Ab­druck mit freundl. Genehmigung)

Im Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus im un­ter­frän­ki­schen Haß­furt fin­den Jung und Alt, Arm und Reich so­wie Men­schen ver­schie­dens­ter Na­tio­na­li­tä­ten zu­sam­men. Es wird ge­mein­sam ge­tanzt, ge­strickt, ge­kocht und ge­lacht. Ein Be­such in ei­ner Ein­rich­tung, die für vie­le Men­schen in der Re­gi­on ein zwei­tes Zu­hau­se ge­wor­den ist.

Beim Baby- und Kleinkindtreff im Mehrgenerationenhaus Haßfurt (Foto: CSU-Fraktion)

Beim Baby- und Klein­kind­treff im Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus Haß­furt (Foto: CSU-Fraktion)

Was könn­te das sein, eine Gig­ger­lie­se?“ In­grid, die ur­sprüng­lich aus der Lau­sitz stammt, schaut in rat­lo­se Ge­sich­ter. Eine Frau, die recht al­bern lacht“, löst die Rent­ne­rin auf und trägt wei­ter Re­de­wen­dun­gen auf Säch­sisch vor. Um Hei­te­res und Be­sinn­li­ches geht es an die­sem Mon­tag­mor­gen im Of­fe­nen Treff“ des Haß­fur­ter Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­hau­ses (MGH). Rund 20 Per­so­nen ver­schie­de­nen Al­ters sit­zen bei Cap­puc­ci­no und Ku­chen um ei­nen gro­ßen Tisch. Es wird ge­strickt und ge­plau­dert, die Son­ne scheint durch die gro­ßen Fens­ter. Drau­ßen be­ginnt rund um den Markt­platz der ma­le­ri­schen Haß­fur­ter Alt­stadt ein son­ni­ger Frühlingstag. 

Die Men­schen brau­chen hier kei­nen Ter­min, sie kön­nen ein­fach zu­sam­men­kom­men“, er­klärt Gud­run Gre­ger, die Lei­te­rin der Ein­rich­tung. Im Bis­tro, wo der Of­fe­ne Treff“ statt­fin­det, gibt es eine Krab­be­le­cke und ei­nen Bü­cher­schrank, auch fle­xi­ble Ar­beits­plät­ze mit W‑LAN kön­nen an­ge­mie­tet wer­den. Man­che, die ins Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus un­ter der Trä­ger­schaft des Baye­ri­schen Ro­ten Kreu­zes kom­men, brau­chen Un­ter­stüt­zung bei der Pfle­ge­ein­stu­fung oder wis­sen nicht, wie sie sich das Deutsch­land­ti­cket kau­fen sol­len. Wir sind Fach­kräf­te in al­len Be­rei­chen“, sagt Gud­run Gre­ger. Falls ein An­lie­gen ihre Kom­pe­ten­zen und die des Teams über­stei­ge, lei­ten sie die­se an an­de­re Fach­stel­len wei­ter, etwa an das Ju­gend­amt. Das Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus ar­bei­tet in­ten­siv mit wei­te­ren Be­hör­den und An­lauf­stel­len zu­sam­men. Man hat hier eine Vertrauensbasis.“

Ein entspannter Montagmorgen im "Offenen Treff". Ingrid aus der Lausitz trägt Mundart aus ihrer Heimat vor. Foto: CSU-Fraktion

Ein ent­spann­ter Mon­tag­mor­gen im Of­fe­nen Treff“. In­grid aus der Lau­sitz trägt Mund­art aus ih­rer Hei­mat vor. (Foto: CSU-Fraktion)

Wäh­rend Sil­via Ge­dich­te aus der Pfalz vor­trägt, fin­den sich im ers­ten Stock die Ein- bis Drei­jäh­ri­gen im Krab­bel­treff zu­sam­men. Die Klei­nen be­schäf­ti­gen sich heu­te mit Tam­bu­rin, Ras­sel und Trom­mel und ihre Ma­mas ha­ben Zeit, sich aus­zu­tau­schen – und zwar ganz ohne Ter­min oder Vor­anmel­dung. Ein­sam­keit ist nicht nur ein The­ma bei äl­te­ren Men­schen, son­dern auch bei Müt­tern“, er­zählt El­tern­be­glei­te­rin Ju­lia Ster­lings. Wir ha­ben hier vie­le Fa­mi­li­en, die vor Kur­zem erst zu­ge­zo­gen sind. Da die Vä­ter häu­fig den gan­zen Tag be­ruf­lich un­ter­wegs sind, hel­fen wir den Müt­tern, ein Netz­werk auf­zu­bau­en.“ Das MGH un­ter­stützt hier etwa durch die Ver­mitt­lung von Familienpatenschaften. 

Abbou von der Elfenbeinküste kommt regelmäßig ins Mehrgenerationenhaus. Frau Kunert hilft ihm heute dabei, die Zahlen auf Deutsch zu lernen. (Foto: CSU-Fraktion)

Ab­bou von der El­fen­bein­küs­te kommt re­gel­mä­ßig ins Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus. Frau Ku­n­ert hilft ihm heu­te da­bei, die Zah­len auf Deutsch zu ler­nen. (Foto: CSU-Fraktion)

In Bay­ern gibt es 88 Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­häu­ser. Der Bund för­dert je­des Haus jähr­lich mit 38.000 Euro, dazu kommt eine kom­mu­na­le Ko­fi­nan­zie­rung in Höhe von 10.000 Euro. Das baye­ri­sche So­zi­al­mi­nis­te­ri­um un­ter­stützt be­son­ders vom de­mo­gra­fi­schen Wan­del be­trof­fe­ne und fi­nanz­schwa­che Kom­mu­nen bei die­ser Ko­fi­nan­zie­rung mit 5.000 Euro jähr­lich. Das Haß­fur­ter Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus nimmt zu­sätz­lich am Son­der­pro­gramm In­te­gra­ti­on teil, ne­ben elf wei­te­ren Häu­sern in Bay­ern. In Haß­furt gibt es des­halb etwa das Sprach­ca­fé“, das wohl be­lieb­tes­te der rund 70 An­ge­bo­te. Neu­lich wur­de dort ge­kocht wie in Ugan­da, ge­sun­gen wie in Kuba und ge­tanzt so­wie­so. Die Men­schen füh­len sich re­spek­tiert, weil sie sich auch ein­brin­gen kön­nen“, er­klärt Jen­ni­fer Nüss­lein, die die Ak­ti­vi­tät lei­tet. Wir tan­zen zu­sam­men und es ist egal, wel­che Haut­far­be man hat.“

Dass die Men­schen im MGH Hil­fe be­kom­men, sich aber auch selbst und ihre Ta­len­te ein­brin­gen kön­nen, scheint ein wich­ti­ger Schlüs­sel zum Er­folg der Ein­rich­tung zu sein. Hier fällt nie­mand auf“, er­zählt Gud­run Gre­ger. Egal, ob man reich oder arm sei, alt oder jung. Die Ein­rich­tung pro­fi­tie­re zu gro­ßen Tei­len auch vom En­ga­ge­ment der 150 Eh­ren­amt­li­chen, doch auch Spen­den sei­en wich­tig. Wir brau­chen das Mit­ein­an­der in der Ge­sell­schaft, das kann nicht nur der So­zi­al­staat leis­ten.“ Ei­nen wich­ti­gen Teil im Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus ma­chen auch die Pa­ten­schaf­ten aus. So wie etwa zwi­schen Frau Ku­n­ert und Ab­bou, der von der El­fen­bein­küs­te stammt. Weil er kei­nen Platz in ei­nem Sprach­kurs be­kom­men hat, bringt ihm die ehe­ma­li­ge In­ge­nieu­rin Deutsch bei. Heu­te üben sie die Zah­len. Die Pa­ten­schaf­ten zu un­ter­stüt­zen, zu be­glei­ten, re­gel­mä­ßi­ge Su­per­vi­si­on – auch das ge­hört zu den Auf­ga­ben des Haß­fur­ter MGH-Teams. 

Man bekommt auch fünfmal etwas erklärt“ 

Der Krab­bel­treff hat sich mitt­ler­wei­le auf­ge­löst. Im ers­ten Stock in ei­nem wei­te­ren Raum sit­zen Gün­ther Bald (80) und Buf­di Noah Wa­gen­häu­ser ge­mein­sam vor ei­nem Lap­top. Wie man auf dem Han­dy Whats­App-Nach­rich­ten ver­schickt und E‑Mails schreibt, weiß der pen­sio­nier­te In­ge­nieur schon. Heu­te üben sie, wie man in Word Ta­bel­len ein­fügt. In Kür­ze wird Noah für sei­nen Schü­ler eine Prü­fung vor­be­rei­ten. Ich hof­fe, er ist nicht zu streng“, lacht Gün­ther Bald, der zwei­mal die Wo­che Un­ter­stüt­zung in Sa­chen Com­pu­ter & Co. bekommt. 

WhatsApp, Word & Co.: Bufdi Noah gibt Günther Bald (80) Nachhilfe. (Foto: CSU-Fraktion)

Whats­App, Word & Co.: Buf­di Noah gibt Gün­ther Bald (80) Nach­hil­fe. (Foto: CSU-Fraktion)

65 Stun­den in der Wo­che hat das Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus in Haß­furt ge­öff­net. Für die Men­schen in Haß­furt und weit dar­über hin­aus ist es Ort der Be­geg­nung, ein Ort, wo im­mer je­mand zu­hört und Hil­fe­stel­lung gibt und man viel­leicht auch fünf­mal et­was er­klärt be­kommt, bis man es ver­stan­den hat. Aber auch ein Ort, an dem sich Freund­schaf­ten fürs Le­ben bil­den – und sich so man­ches Ge­sell­schafts­bild än­dert: Wenn Ein­hei­mi­sche se­hen, dass Zu­ge­wan­der­te auch Ta­len­te ha­ben und sich ein­brin­gen und in­te­grie­ren wol­len, bau­en sie nach und nach ihre Vor­ur­tei­le ab“, hat Jen­ni­fer Nüss­lein im Sprach­ca­fé“ be­ob­ach­tet. Das Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus leis­te ei­nen wich­ti­gen Bei­trag zum so­zia­len Frie­den in der Stadt, er­klärt auch Gud­run Gre­ger. Ei­nen Rechts­ruck gibt es hier nicht. Mit­ein­an­der und für­ein­an­der, das ist für uns ge­leb­te Demokratie.“

Julia Sterlings, Leiterin Gudrun Greger und Jennifer Nüsslein (von links), drei der vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mehrgenerationenhaus Haßfurt. (Foto: CSU-Fraktion)

Ju­lia Ster­lings, Lei­te­rin Gud­run Gre­ger und Jen­ni­fer Nüss­lein (von links), drei der vie­len en­ga­gier­ten Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter im Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus Haß­furt. (Foto: CSU-Fraktion)


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